Sascha |
G. H. |
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Fürn Arsch!Mittwoch, 31. Mai 2006, es hatte mich schwere Überzeugungsarbeit gekostet, den Stubenhocker in mir zum Strand zu bugsieren. Um mir selbst die Trennung von der Behausung so leicht wie möglich zu gestalten, befand sich in meiner Ausrüstung ein Liegestuhl, ein Sonnenschirm, drei Bücher, zwei Zeitschriften, fünf Wasserflaschen und eine PSP. Ja, ich hatte wirklich erwogen, den Laptop einzupacken, stattdessen begnügte ich mich mit einem Notizblock. Vollkommen überladen und fortwährend das Gleichgewicht suchend, stakste ich also den Strand ab, auf der Suche nach einem geeigneten Platz. Als schließlich der geeignete Platz gefunden war- kein Mensch im Abstand von 100 m zu mir - und ich den Sonnenschirm unter hinzunehme all meiner geistigen Kräfte aufgestellt hatte, fielen vierzehnjährige Rotznasen in mein Revier ein. Offensichtlich hatte die Bande beschlossen, die kommende Fußballweltmeisterschaft vor meinen Füßen auszutragen. Nachdem ich die Idee, den größten von ihnen - immerhin um die 170 - zu verdreschen, fallen gelassen hatte;), zog ich mit all meinem Krempel weiter. Als es mir gelungen war, den Schirm ein zweites Mal aufzustellen, gesellte sich ein Hund mit einer beträchtlichen Schulterhöhe zu mir. Offensichtlich irritierten diesen die farbigen Muster meines Sonnenschirms - ja, ich dachte auch immer, dass Hunde farbenblind sind. Während dieser Hund wohl abwog, den Schirm in Fetzen reißen oder zu markieren, demonstrierte dessen, durch Muskeln verunstaltetes, Herrchen die Unfähigkeit seiner Führungsqualitäten. Schließlich ist es mir doch noch gelungen, ein Buch zur Hand zu nehmen und mit dem Lesen zu beginnen, bis ein Trecker alle 20 Minuten an mir vorbei fuhr. Ein Trecker, ein TRECKER!!! Doch nicht genug. Denn ich hatte, mit meiner Ausgeglichenheit den Wind provoziert. Als ich schließlich ausreichend Sand in den Zähnen hatte und der erbitterten Auseinandersetzung mit meinem Sonnenschirm unterlegenen war, trat ich den Heimweg an, mit der Stimme des Stubenhockers in den Ohren der sagte, ``na, siehst du!`` GleichgezogenDienstag, 30. Mai 2006, hurra! ----- "Kommentar "30 May 2006" "23:37:57"´´ich gehe gleich schlafen, bin total müde... Dir noch eine schöne Zeit! Bin morgen sehr spät zu Hause - wie immer Dienstags. Sie ist SekretärinMontag, 29. Mai 2006, habe ein aktuelles Foto meiner alten Jugendliebe im Internet entdeckt. Schlagartig ist mir wieder bewusst geworden, dass nur ich derjenige war, der in dieser "Liebe" liebte und dies weit über meine Jugend hinaus. Sehr weit. Habe sie nicht sofort gekannt. Nein, es war nicht Fett, dass ihrer Äußeres entstellte, sondern dass Herkömmliche. Es ist wirklich so, dass man Menschen, die man lange nicht gesehen hat, zuerst an den Augen wieder erkennt. Konnte augenblicklich wieder den kalten Glanz ihrer Augen spüren. Ach, ich könnte stundenlang so weiter schwelgen! UnbedeutendSonntag, 28. Mai 2006, der Vorsatz, jeden Tag in irgendeiner Form dokumentieren zu wollen, denunziert mich als Langweiler. Werde daran arbeiten müssen, ein lesenswertes Leben zu leben. Der KonturloseSamstag, 27. Mai 2006, ganz aufgelöst kam er heute Abend wieder zu mir und fragte mich, ob ich ihm noch einmal Konturen in sein Gesicht schlagen könne. Ich sagte ihm, dass ich so etwas nicht mehr machen würde, doch er flehte weiter. Er sagte, dass er mit seinem Gesicht, das nur aus einem konturlosen Brei bestand, nicht mehr weiterleben könne und dass ich mich seiner erbarmen solle. Ich lehnte wieder ab. Letztendlich erlag der Konturlose dem Irrglauben, ich würde seinem Wunsch nachgehen, wenn er mich nur ausreichend beleidigte. Sein ausdrucksloses Gesicht spie mir, bis spät in die Nacht, die schmutzigsten Flüche entgegen, alles vergeblich. Schließlich verließ der Trostlose, ganz erschöpft von seiner Erbitterung, mein Zimmer. Bevor er die Tür schloss, warf er mir noch vor, ich wisse, nicht was dass für ihn bedeute. Er irrte sich. Rotz und WasserFreitag, 26. Mai 2006, habe angefangen die Briefe von Paul Celan und Giséle Celan-Lestrange zu lesen. - Nein, die Briefe von Fremden zu lesen ist nicht anständig. Doch mein literarisches Interesse dominiert mein Moralempfinden. Wie kann etwas dass, so hoffnungsvoll und edel begann, so traurig und erbärmlich enden. Sollte vielleicht parallel die Biografie von Vladimir Nabokov weiter lesen, um nicht völlig zu verzagen. Die AmmenspinneDonnerstag, 25. Mai 2006, abermals transportieren meine Venen ihr heimtückisches Gift. Ich war, allzu leichte Beute. Ist mir doch nicht einmal bewusst, wann mein Körper ihren Biss empfing. All mein Rennen und Springen, sowie die törichten Täuschungsmanöver waren vergeblich. Sie taxierte mich mit der stoischen Gelassenheit eines Insekts und fand ihre Gelegenheit. Ich sehe ihre Fäden nicht und doch ist mir bewusst dass sie mich, wie eines dieser russischen Neugeborenen, eingesponnen hat. Eine feine Amme ist sie! Ihr Speichel wird mich zersetzen. Die Struktur meiner Form vollkommen auflösen, ehe ich ihr bekömmlich bin und sie aufzuschlürfen gedenkt, was sie aus mir gemacht hat. Nur künstlich erzeugtes Licht bestrahlt mein Gesicht. Auch einer ihrer Kniffe. Meine Augenlider werden schwer. EntzaubertMittwoch, 24. Mai 2006, weißt du noch, wie wir früher öfters zum Flughafen fuhren, nur um unsere Tagträume einwenig intensiver träumen zu können? Wir leisteten uns, mit dem wenigen Geld, dass wir hatten, überteuerten Kaffee und blickten schelmisch auf unsere Uhren, als gäbe es tatsächlich Abflugzeiten, die wir im Auge zu behalten hätten. Wir fragten wechselseitig, ganz beiläufig, wohin die Reise des jeweils Anderen gehen würde. Die Antworten waren die Namen unserer Träume - New York, Paris, und so weiter. Nachdem wir uns auf diese Weise ausreichend ausgesponnen hatten, fuhren wir in meinen alten Käfer den öden Alltag stets ein wenig gelöster entgegen. Heute ist mir der Flughafen allzu vertraut geworden, als dass er für Tagträume noch stimulierend wäre. Zwar haben sich längst noch nicht alle meine Träume realisieren können, doch bringe ich diese schon lange nicht mehr mit diesem Ort in Verbindung. Schon ein wenig traurig, solch ein Verlust von Naivität. ----- "Kommentar 28 May 2006" "08:29:18"´´Guten Morgen Sascha, TrennungDienstag, 23. Mai 2006, wieder muss ich mich von ihr trennen. Nicht für lange Zeit, dennoch empfinde ich so etwas wie Trennungsschmerz. Habe ich mich doch allzu wohl in ihr gefühlt. Mein Geruch ist zu ihrem geworden. In ihrer mir so vertrauten Präsenz habe ich stets Zuflucht und Zerstreuung gefunden. Sie hat mich immer aufgenommen, beschützt, bewahrt und verborgen. Ja, man kann wohl sagen, dass ich meine Wohnung mag. ----- "Kommentar 23 May 2006" "20:24:18"´´das hätte man nicht besser oder schöner formulieren können ...und mir bedeutet das unsagbar viel! Habe es mir seit jeher gewünscht- mir gefällt so gut, wie Du Dich ""entwickelst"" -danke ;-) V.`` Raserei mit anschließendem FrustfraßMontag, 22. Mai 2006, erhielt gleich am Morgen, zum Auftakt des Tages, zum Auftakt der Woche, eine Hiobsbotschaft. Entlud die Energie meines Unmutes im Lager meines Büros, das ich mit Übereifer entrümpelte. Niemand ging mir zu Hand - besser so. Leistete mit einem geliehenen Transporter fahrerische Höchstleistungen - ganz auf ``Wetten das`` Niveau - in einer menschenleeren Tiefgarage und brach, beim einhändigen Bürostuhlweitwurf, lokale Rekorde auf dem Sperrmüllplatz. Hat sich mal jemand von euch gefragt, warum man Hulk niemals essend dargestellt hat? Weil das schlicht unappetitlich anzusehen gewesen wäre. Das war mir natürlich heute Nachmittag, als ich bei McDonalds einfiel, vollkommen gleichgültig. Ja, ich habe wirklich alles gegessen, was auf dem Foto zu sehen ist. Nein, ich würde mein Essverhalten nicht als pathologisch bezeichnen, vielleicht aber als symbolisch. ----- "Kommentar 22 May 2006" "02:15:09"´´Lieber Sascha, VerschenktSonntag, 21. Mai 2006, verschenkte den Vormittag für blödes Gewäsch und Blicke, die aus einem Impuls der Heimtücke entstandenen waren. Wurde gegen Nachmittag ohne Anlass beschenkt, schenkte jemandem etwas aufgrund eines bevorstehenden Anlasses. Den Abend gänzlich, aus mangelhafter Wahrnehmung für das Wesentliche, vergeudet. ----- "Kommentar 21 May 2006" "14:27:50"´´Guten Morgen... obwohl, bin natürlich schon länger wach und habe sogar bereits mein Fitness absolviert ! Ja, meine Nachbarin hat sich auch schon gemeldet und X. dann auch (per SMS) somit der übliche Wahnsinn... der Tag jedenfalls fing wunderschön an und ich werde alles tun, um das Niveau zu halten!!! Schöne VorstellungSamstag, 20. Mai 2006, habe mich bei dir sehr wohl gefühlt. Schon klar, das klingt nicht besonders spektakulär, bedeutet aber dafür umso mehr. Moderner Dialog?Freitag, 19. Mai 2006.. <<Na, wie geht es dir und was war denn so los bei dir>>? <<Ach weißt du, lese doch einfach meinen Blog>>! <<….>> An Ortwin BorderDonnerstag, 18. Mai 2006 Hallo Ortwin, so wie die Dinge stehen, sehe ich mich gefordert, Dir mitzuteilen, dass es auch für Dich in meinem zukünftigen Leben - dem ich mit großem Eifer entgegenstrebe - keinen Raum mehr geben wird. Viel zu lange waren Deine düsteren Dogmen die Unheil bringenden Impulse meines Handelns. Deine brutale Philosophie, (die Reinheit der Gewalt) konnte sich nur als haltlos erweisen. Deine abgeschmackten Sprüche, das Blut nahrhafter statt Tränen wäre, oder dass es bei mangelnder Eigenliebe nur gesünder wäre, sich aufrichtig zu hassen, all diese Litaneien, klingen für mich heute so lächerlich. Ja mein Freund, auch Du wirkst wie ein Narr auf mich! Trotz all Deiner Narben die Du mit so viel Pathos trägst und der Grimm in Deinem Gesicht. Obwohl Dein Überleben fraglich ist, wünsche ich Dir alles Gute Sascha ----- "Kommentar 19 May 2006" "11:48:56"´´hallo Sascha, FerngesteuertMittwoch, 17. Mai 2006, habe den Tag wie ein blank poliertes Projektil - das mit den chaotischen Ideen eines anderen beseelt war - in Fetzten gerissen. Nicht ohne Folgen. MACHT, denkste!Dienstag, 16. Mai 2006, ich glaube nicht mehr daran, dass ein Schreibender wirklichen Einfluss auf sein Schaffen hat. Protagonisten entwickeln sich im Laufe einer Geschichte vollkommen anders als geplant. Feinsäuberlich ausgearbeitete Handlungsverläufe können in Härtefällen als Vorlage für neue Geschichten dienen, da sie mit den ursprünglichen Plots nichts mehr gemein haben und die in der Theorie erschaffenen Prämissen werden durch die virtuelle Realität der erbauten Welten, ohne dass man Einfluss darauf hätte, vollkommen neu gestaltet. Natürlich rede ich mir an guten Tag ein, dass dieser Machtverlust für die Eigendynamik meiner Geschichten spricht. An schlechten Tagen fühle ich mich schlichtweg missbraucht. Abgesehen davon muss man sich als Schreibender, unabhängig von Talent und Begabungen, damit abfinden, ein Schreibender zu sein. FantasienMontag, 15. Mai 2006, sitze im Büro und frage mich, ob das Letzte, was ich zu sehen bekäme, ein Aufleuchten von Farben wäre, wenn mir jemand mit Zuhilfenahme eines Stabmixer das Hirn pürieren würde. ----- "Kommentar 17 May 2006" "20:52:46"´´hallo Sascha, VerzugSonntag, 14. Mai 2006, schreibe meinem Leben hinterher, und dennoch soviel wie nie zuvor. Hass und Neid?Samstag, 13. Mai 2006, im Büro hatte sich der Hass durch eine stickige Luft manifestiert, die mit Leichtigkeit jeden Wellensittich von der Stange gerissen hätte. Mit Mühe entkam ich gegen 17:00 Uhr diesem Wahnsinn. Versuchte mich durch Frischluft wiederzubeleben, indem ich das Verdeck meines Wagens öffnete. Während einer Ampelphase fiel mir ein verloderter Fahrradfahrer auf, der sich wohl für so etwas wie ein Punk hielt. Sein hasserfühltes Gesicht signalisierte mir mehr als deutlich, dass er in mir seinen Klassenfeind zu erkennen glaubte. Ich drehte die Musik leiser – ausgerechnet Queens of the Stone Age. Als die Ampel wieder auf Grün umsprang und ich auf gleicher Höhe mit ihm war, schrie er mir „du Zuhältersau“ entgegen. Ich lachte und wollte ihm so etwas zurufen, wie „was fällt, Ihnen ein mich zu duzen“ aber der Abstand zwischen uns war allzu schnell zu groß geworden. ----- "Kommentar 14 May 2006" "20:00:48"´´faszinierend, dass Du das auch so siehst! Na ja, es überrascht mich eigentlich nun nicht mehr unbedingt - aber es freut mich dafür umso mehr :-) Die KäseplatteFreitag, 12. Mai 2006 W <<Was ist das denn>>! Ich <<Das ist wohl die Käseplatte für drei Personen>>. W <<Wollen die uns Verarschen, sehe ich aus wie ein Schwein>> ! Ich <<Mann reg dich nicht auf, scheiß doch drauf>>. P <<Also ich finde das auch nicht richtig>>. W <<Bedienung! …. Bedienung, die ignoriert mich. Hallo, hallo! …. Hallo>>. Ich <<Bleib aber höflich, sie hat es ja nur gebracht>>. W <<Hallo, Bedienung>>! Bedienung <<Ja>>. W <<Was ist das>>? Bedienung <<Eine Käseplatte>>!? W <<Sehe ich aus wie ein Schwein>>? Bedienung <<Äh>>! Ich <<W. beruhige dich, das bringt doch überhaupt nichts>>! W <<Sascha hör endlich auf mit deinen Versuchen mich zu beruhigen>>! P <<Also ich finde dass auch nicht richtig>>! W <<Ich möchte den Koch sprechen>>! Bedienung <<OK>! W <<Das geht doch nicht>>! Ich <<Ich sage nichts mehr>>! W <<Was>>? P <<Also ich finde das auch nicht richtig>>! Wirt <<Was ist den los W>>? W <<Was ist das>>? Wirt <<Eine Käseplatte>>. ........................................................----- "Kommentar 12 May 2006" "00:37:55"´´hallo Sascha, Der AttrappenkünstlerDonnerstag, 11. Mai 2006, Herr Huber war ein gern gesehener Kunde im kleinen Laden für Künstlerbedarf in der Nordmann Straße. Jeden Freitag betrat er gegen Mittag das kleine Geschäft mit Baskenmütze auf dem Kopf und einen Skizzenblock unter dem Arm. Die Erscheinung von Herrn Huber entsprach viel zu sehr dem Klischee eines Künstlers als dass sie glaubhaft gewesen wäre. Die immensen Summen die von ihm jede Woche für Kreidestifte, Kohlestifte, Malmappen, Farbtuben, Malmittel, Flachpinsel, Rundpinsel etc. investiert wurden, sorgten für Spekulationen bei den Verkäufern und der Kundschaft. Als erstes ging man davon aus, dass er Einkäufer einer Kunstschule sei, doch Herr Huber ließ sich nie Rechnungen ausstellen, verzichtete sogar auf den Kassenzettel. Auch kannte niemand diesen verschlossenen Mann, der niemals das Material vor Ort prüfte, oder sich Informationen über seine Arbeit entlocken ließ. Unter den weniger bemittelten Künstlern wurden diese Einkäufe weniger enthusiastisch beobachtet als bei den Verkäufern, obgleich sie hohes Interesse weckten. Was für ein Tagespensum musste dieser Mann bei diesem Bedarf an Material haben? Wie konnte ein Werk, mit solch einem Verschleiß an Material, unbekannt bleiben? Warum sprach Herr Huber mit keinem seiner vermeintlichen Kollegen über sein Schaffen? Natürlich waren alle Künstler des Viertels, in dem der Laden existierte und das seit jeher als Künstler Viertel diente, Eigenbrötler. Dennoch trug der Drang zur Selbstdarstellung jedes einzelnen Künstlers zur Entstehung einer kleinen Szene bei, in der natürlich jeder nur sein Schaffen für das bedeutungsvolle hielt und mitleidsvoll auf die Werke seiner Fachgenossen blickte. Umso größer war die Irritation auf diesen verschlossenen Fremdling. Wie sollte es einem gelingen, seine eigenen Werke über die Fetzen des Werkes dieses Mannes zu stellen, ohne dieses jemals gesehen zu haben? So geschah es, das sich gegen Mittag am 24. 05.1991 ungewöhnlich viele Kunden auf einmal im kleinen Laden für Künstlerbedarf eingefunden hatten. Es waren drei. Natürlich, kaufte keiner dieser Kunden etwas, denn das was auf Kosten eines Anderen für einen hohen Preis erkauft werden sollte, war in keinem Regal zu finden. Herr Huber ahnte nicht, dass er erwartet wurde, als er die Nordmann Straße erreichte. Unter seiner Baskenmütze ergoss sich sein Gesicht schweißbenetzt. Was für einen Schmerz hatte diese Falten in sein Gesicht gegraben? Unleidig wich er jeden Passanten mit übertriebenen Manövern aus und folgte seinen Händen, die er vor sich her trug als gehörten sie nicht zu seinen Körper, mit größter Eile. Erst als sich die Tür des Ladens abermals hinter ihm geschlossen hatte, entkrampften sich seine Augenlider und gaben den Glanz seiner Augen frei. Ein Lächeln unterstrich diesen Glanz, das zweifellos eine naive, bestenfalls freundliche Natur erschaffen haben musste. Augenblicklich begann Herr Huber Utensilien zum Tresen zu tragen. Jeden Gegenstand den er nicht mitnahm, würdigte er mit einer angedeuteten Berührung, so dass es schon ein wenig albern wirkte, wie sich Herr Huber mal gebückt, mal auf Zehenspitzen durch den Raum bewegte. Doch er hörte das tobende Lachen nicht, dass die Kundschaft entfachte und selbst das Personal angesteckt hatte. Doch es war ein Lachen das keine Befriedigung schenkte. << Der Huber>>! Einer der Künstler hatte sich ihm in den Weg gestellt. <<Ja hallo Herr Huber, na fleißig>>! Ein flüchtiges freundliches Lächeln, das höchste Maß an Aufmerksamkeit, das Herr Huber während seiner Suche zu gewährleisten im Stande war und dennoch wertlos. << Nein, Herr Huber>>, stellte sich ihm der zweite Künstler in den Weg und versperrte ihm die Sicht auf die Leinwände. << Nun seien Sie mal nicht so, sagen sie uns schon woran sie arbeiten. Was ist das für ein Feuer in ihrem Kessel>>. Sagte dieser während er Herrn Huber auf die Brust klopfte. Herr Huber wich einen Schritt zurück, und stieg dem dritten Künstler auf die Füße. <<Aua>>! Der Eingekreiste bat mit einer ungewandten Bewegung um Vergebung und hob abwehrend die Hände in die Höhe. Was zur Folge hatte, dass sein ständiger Begleiter, der Skizzenblock, dem dritten Künstler vor die Füße fiel. Das Entsetzen hatte Herren Huber langsam gemacht. << Darf ich>>! Sagte dieser, während er bereits das Deckblatt umblätterte. Herr Huber wollte auf den dritten Künstler zugehen der sich von ihm einen Schritt entfernt hatte, als ihm der zweite Künstler die Hände auf die Schultern legte. << Sein Sie mal nicht so, wir sind doch Brüder im Geiste>>! Herr Huber richtete einen hilfesuchenden Blick an die Verkäufer, während der dritte Künstler Seite um Seite des Skizzenblocks umschlug, doch selbst diese hatte die Neugierde gepackt. <<Was ist das, Herr Huber>>? Sagte er, und hielt den Skizzenblock der Menge entgegen, auf dem so etwas wie eine verschrumpelte Hand zu erkennen war. Die miserable Strichführung dieser Zeichnung war in der Lage nicht nur die mangelnde Fähigkeit von Herrn Huber zu offenbaren sondern zudem dessen zurückgebliebenen Intellekt zur Schau zu stellen. Doch dem nicht genug, fuhr der dritte Künstler mit seiner Demontierung fort. <<Und das Herr Huber>>? Wieder eine Hand, ebenso kümmerlich wie die erste. <<Und das, und das, und das, und das, …>> jede dieser Skizzen zeigte dasselbe Motiv und illustrierte mehr als deutlich das vollkommene Nichtvorhandensein eines Talents. << Her Huber, Sie sind ja Minimalist, und dazu ein sehr ehrgeiziger>>, meinte der erste Künstler. << Ein radikaler Naiver>>, ergänzte der zweite Künstler. Doch was der dritte Künstler sagte, hörte Herr Huber nicht mehr, da er bereits kreidebleich das Geschäft verlassen hatte. Sieben Freitage waren vergangen ohne dass Herr Huber seine Einkäufe gemacht hätte. Am achten Freitag betrat einer der Künstler der Szene mit einer Zeitung das Geschäft. Ohne das ihn einer der Anwesenden dazu aufgefordert hätte, begann dieser vorzulesen. „Gestern Morgen,, öffneten Einsatzkräfte der Polizei die Tür einer Mietwohnung im Künstler Viertel. Nachbarn hatten sich über einen verdächtigen Gestank beklagt. Die Einsatzkräfte fanden in der verwahrlosten Wohnung die Leiche eines vierundfünfzigjährigen Mannes. Wie sich in der Autopsie herausstellte, hatte sich Herr H. durch den Verzehr von Unmengen an Ölfarben das Leben genommen. Für den Pathologen war es unbegreiflich, wie sich Herr H. diese Mengen an Farben einverleiben konnte, ohne sich zu übergeben.“ Über das Überleben der Kreativität im Alltag.Mittwoch 10. Mai 2006, … ….. . Morgen bin ich grausamDienstag, 09. Mai 2006, es ist traurig, wenn man die Zukunft eines Menschen aufgrund seiner verloderten Vergangenheit vorhersagen kann. Es ist grausamen, wenn man den betroffenen Menschen diese bejammernswerte Zukunft detailliert vor Augen führt, ohne die geringsten Details auszulassen. Natürlich könnte ich behaupten, dass meine Brutalität rein therapeutische Beweggründe hatte. Ich könnte mir wohl auch glauben und mich eine Zeit lang nicht ganz so schuldig fühlen, wüsste ich nicht, dass es für diesen Menschen keine Chance auf Erkenntnis gibt - womit ich natürlich schon wieder grausamen bin. So befindet man sich mit der Beurteilung eines Menschen der sich in einen Teufelskreis befindet, unweigerlich selbst in solch einen. ----- "Kommentar 09 May 2006" "23:35:20"´´lieber Sascha, Unverträgliche SubstanzMontag, 08. Mai 2006, habe mich über die Jahre, mit deinem Schmutz voll gesogen, sodass er mich schließlich völlig porös und ungelenk machte. Hatte ihn zu verbergen versucht, da ich fürchtete, dass seine Masse die Fundamente unserer gemeinsamen Fassade gefährden könnte. Doch diese in dir entspringende Quelle versiegt nie, da du sie viel zu mächtig hast werden lassen. Die Kraft ihres Stroms hat dich ausgehöhlt. Mir bleibt nur übrig zu prognostizieren, wann sich diese Quelle wieder in einen Geysir verwandelt und dein Umfeld verunreinigen wird. SchuldigSonntag, 7. Mai 2006, konnte einfach nicht damit aufhören. ----- "Kommentar 07 May 2006" "08:39:47"´´guten Morgen :-) Utopie: ReißverschlussverfahrenSamstag, 06. Mai 2006, eine Möglichkeit die durchschnittliche Mentalität der Bewohner einer Stadt beurteilen zu können, ist eine Spazierfahrt. Hamburg würde sicher einen hohen Rang in einer dementsprechenden europaweiten Negativliste belegen. Seelisches WiderstrebenFreitag, 05. Mai 2006, wie du siehst, habe ich noch nicht darüber geschrieben. Werde ich wohl auch nie. Das heißt, vielleicht werde ich eines Tages das Erlebte einen Protagonisten durchleiden lassen - so besitzen wohl doch alle Autoren eine sadistische Veranlagung. Doch selbst dieser Kunstgriff würde mir nur Kummer bereiten. Abgesehen davon würde sich wohl kein Leser mit solch einer Figur identifizieren wollen, da ihr Leid allzu gewöhnlich wäre. Über die Elbe zurück in das bedeutungslose KollektivDonnerstag, 04. Mai 2006, es kann nicht für mich sprechen, dass ich in einer Millionenstadt nur eine Seele finde, in deren Gegenwart mich kein Unbehagen plagt. Der zeitliche Abstand offenbart mir jedes Mal die Feinheiten der charakterlichen Deformationen, der meisten meiner Mitmenschen. Mein verheerender Fehler war der Irrglaube, dass der kollektive B€weggrund einer Gemeinschaft für deren Qualität unbedeutend sei. Doch in Wirklichkeit ist ein schnödes Motiv automatisch Uhrheber einer infertilen Gemeinschaft. Diese Erkenntnis verdarb trotz ihrer Klarheit jedes Interesse an Menschen außerhalb meines starren Umfeldes. ----- "Kommentar 04 May 2006" "14:04:23"´´""wer suchet der findet"" Ha! Das konnte ich mir jetzt nicht schenken ...sorry! Geburtstag eines seligen HundesMittwoch, 03. Mai 2006, sie liebte jedes Lebewesen, wurde einzig vom Wunsch beherrscht, ein fortwährender Begleiter zu sein. Keinerlei Argwohn oder Bosheit beherrschte, ihr Streben. Begegnete man ihr aus Unwissenheit mit Misstrauen, so übte sie sich in verständnisvoller Zurückhaltung. Sie würdigte alles was man ihr angedeihen lies mit leidenschaftlicher Dankbarkeit und vermittelte eine Begeisterung für das Leben, wozu nur die reinsten Lebewesen fähig sind. Jeder ihrer Blicke transportierte Liebe und Vertrauen. Wie soll es mir gelingen, ohne tobende Trauer ihr leidvolles Ableben zu verwinden? Erkenntnis, im Schweiße meines AngesichtsDienstag, 02. Mai 2006, heute, seit langem Mal wieder wirklich fleißig gewesen. Brav, brav! Echte körperliche Arbeit. Mein Körper dachte wohl die ersten Minuten, ich würde ihn verarschen wollen. Doch nach einer Stunde ging mir alles leicht von der Hand, da sich wohl der Autopilot eingeschaltet hatte. Beobachtete meinen Körper und erfreute mich an seiner mir völlig fremden Präzision, während ich meinen Gedanken nachging. Natürlich kreuzte wieder Sisyphos meinen Weg und spottete über mich - gerade er. Doch scheiß drauf! Ein Tagewerk, das nur ein Tag von Dauer ist, ist immer noch mehr wert als der Abdruck meines Kopfes im Kissen. Wozu mein Körper wohl fähig wäre, stünde ihm nicht mein linkischer Geist im Weg? Er fürchtet wohl diese Trennung aus Selbstsucht und plagt mich deshalb mit Trägheit. Weiter im TextMontag, 01. Mai 2006, … suchte es in unzähligen Frames, im fünfzehnten Level, auf der Schneide einer Klinge, im Schmutz, mit einem Lächeln auf den Lippen, mit der Faust in der Tasche, mit Vorsatz, unbewusst, in den Lebensläufen Fremder, in Splittern, im Sucher, im Internet und ja es war wohl absehbar; ohne Erfolg. Bisher! |